Liebe Leserinnen und Leser, Leser/innen, Leserx…?

Welche Schreibweise ist richtig? „Natürlich muss man gendern, sonst grenzt man aus!“, sagen die einen. „Dadurch wird der Lesefluss gestört!“, sagen die anderen. Jede kennt die Debatte, die sich nicht nur in Hausarbeiten, sondern auch im täglichen Sprachgebrauch und in besonderem Maße für jedes textbasierte Medium stellt. 

Natürlich stellt sich die Frage nach der richtigen Schreibweise nur bei unbestimmten oder gemischten Gruppen und nicht, wenn das Geschlecht der Beteiligten klar ist. Die meisten Medien bleiben in den fraglichen Fällen dabei, im Zweifel die männliche Form zu nutzen, das sogenannte generische Maskulinum (z. B. „die Leser“ oder „die Politiker“). Einige verwenden aber auch konsequent eine Schreibweise, die möglichst alle einschließt („Politiker*innen“ oder „Politiker_innen“). Die längste, aber möglicherweise natürlichste Art und Weise, Frauen und Männer sprachlich gleichzustellen, ist das Ausschreiben beider Formen („Politikerinnen und Politiker“). Dieser Variante wird vorgeworfen, jene Menschen außer Acht zu lassen, die sich nicht eindeutig als Mann oder Frau identifizieren. Dem kann entgegnet werden, dass für viele Pronominalformen schlicht keine dritte Variante gebildet werden kann: „seine*ihre“, „ihm/ihr“. Das Partizip Aktiv kann wie im Fall von „den Studierenden“ eine nützliche Alternative sein. In vielen Fällen führt es jedoch zu komplizierten Konstellationen oder ist schlicht unmöglich – wären Politikerinnen dann etwa „die Politik Betreibenden“? Es ist offensichtlich nicht leicht, eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind und sich gleichermaßen angesprochen fühlen.

Beim Hammelsprunggalt galt bisher das Binnen-I („PolitikerInnen“) als Richtlinie für Beiträge aus der Redaktion. Gastautorinnen blieb es selbst überlassen, welche Form sie nutzen möchten. In dem Bestreben, noch besser zu werden, haben wir als Redaktion in den letzten Monaten reflektiert, wie wir mit dieser Frage umgehen.

Welche Schreibweise wollen wir als hammelsprung-Redaktion in Zukunft verwenden?

Die perfekte Lösung haben auch wir natürlich nicht gefunden. Auf zwei Dinge haben wir uns allerdings geeinigt: Zum einen wollen wir einer in fast allen einschlägigen Leitfäden geäußerten Empfehlung folgen und zukünftig – immer wenn es auf elegante Weise möglich ist – eine genderspezifische Formulierung vermeiden (z.B. „alle“ statt „jede*r“ oder „die Angestellten“ statt „der oder die Angestellte“). Zum zweiten möchten wir in besonderer Weise auf das Thema „Gendergerechte Sprache“ aufmerksam machen und haben uns daher entschieden, den „Gender-November“ zu starten und im Monat November in allen unseren Artikeln ausschließlich die weibliche Form zu verwenden. Dieser Beitrag ist dabei – wie der aufmerksamen Leserin aufgefallen sein wird – der Startschuss.

Und danach?

Welche Form wir in Zukunft als Standard verwenden, ist noch nicht entschieden. Daher freuen wir uns auf Euer Feedback! Wie findet Ihr die weibliche Form als Standard? Welche Variante bevorzugt Ihr und warum?

Jan Eike Schönfelder studierte im Bachelor Internationale Beziehungen und Staatswissenschaften in Erfurt und Lille und ist seit 2018 Masterstudent an der NRW School of Governance. Er verfügt über Praxiserfahrung aus dem Bundestag und dem Bundesministerium der Verteidigung.

 

 

Weiterführende Links zum Thema:

Genderportal der Universität Duisburg-Essen

Leitfaden „ÜberzeuGENDERe Sprache“ der Universität Köln (2017)

Bericht und Vorschläge der AG „Geschlechtergerechte Schreibung“ zur Sitzung des Rats für deutsche Rechtschreibung (2018)